Diese 11 All Mountain Bikes haben wir getestet:
7 E-Fullys unter 8000 Euro
- Cube Stereo Hybrid One55
- Flyer Uproc X 8.70
- Focus Jam² 8.9
- Moustache Samedi 29 Trail 9
- Santa Cruz Heckler S MX
- Stevens E-Inception 8.7.1. GTF
- YT Industries Decoy 29 Core 4
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Foto: Josh Welz
4 E-Fullys unter 10.000 Euro
- Rocky Mountain Instinct Powerplay C70
- Rotwild R.X 735 Pro
- Simplon Rapcon PMax CX
- Specialized Turbo Levo Expert
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Foto: Josh Welz
Alle Themen:
Die Testbikes im Überblick
Die Motoren im Vergleich und die Akku-Lösungen
Spezifikationen Komponenten und Fahrwerk
Günstigere Alternativen zu den Testbikes
Test E-All-Mountain Bikes ab 7499 Euro: Hochpreisig ja, aber auch Highend?
Selten wurde in der Radbranche so viel über Preise diskutiert wie in letzter Zeit. Erst das Corona-Allzeithoch, als dank gieriger Nachfrage und Mangelverfügbarkeit die Preise in schwindelerregende Sphären geschraubt wurden. Und dann die Ernüchterung: berstende Lager, darbende Nachfrage. Seitdem sind Hersteller und Händler wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Nein, noch nicht einmal E-MTBs werden einem derzeit aus den Händen gerissen. Und das ist noch die Sparte, die in der Fahrradbranche am besten läuft.
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Der Preisdruck ist hoch
Dass der Preisdruck am Markt derzeit groß ist, zeigt sich am Beispiel Santa Cruz: Das Heckler S MX hatten wir mit einem Listenpreis von 8999 ursprünglich für die teurere unserer beiden Preisgruppen eingeplant. Doch kurz bevor wir zum Praxistest ausrückten, kam die frohe Kunde: Satte 1000 Euro günstiger gäbe es das All-Mountain-Modell der ikonischen Ami-Marke nun. Rosige Zeiten also für Schnäppchenjäger? Nein, immer noch ist das Preisniveau hoch, gemessen an den Zeiten von vor Corona. Deswegen haben wir uns auch Mühe gegeben, Sie, liebe Leser, nicht ganz zu verschrecken. Denn hätten wir die süßesten Rosinen aus den Katalogseiten der Hersteller herausgepickt, wären wir bei den meisten Marken im fünfstelligen Bereich gelandet. So aber haben wir uns für zwei Preisgruppen unter 10.000 Euro entscheiden, um auf der einen Seite den technischen Status quo der aktuellen All-Mountain-Generation abzubilden, auf der anderen Seite aber den potenziellen Käuferkreis nicht ganz so elitär zu halten.
Verlagssonderveröffentlichung
Im günstigeren Preisbereich sind jene Hersteller versammelt, die unter 8000 Euro überhaupt Modelle aufzubieten haben, die dem Begriff Highend gerecht werden. Im teureren Preisbereich sind jene Marken gelandet, die sich stark über ihr Image profilieren. Aber auch an den teuersten Modellen in diesem Test fallen die Ausstattungen eher nüchtern aus: Parts mit Glamour-Faktor, wie die AXS-Schaltungen am Specialized und Stevens oder die Eightpins-Teleskopstütze am Rotwild, sind echte Raritäten. Alu-Laufräder, mittelprächtige Schaltkomponenten und Bremsen – damit muss man sich in diesem Testfeld abfinden.
Foto: Max FuchsPreis-Leistung: Der höhere Preis ist kein Indiz für bessere Bikes.
Priorität hat das Fahrwerk bei All Mountain E-Bikes
In die Vollen gehen viele Hersteller dagegen bei den Fahrwerken. Klar, jeder Produkt-Manager weiß, dass man hier am falschen Ende sparen würde. Kuriosum: Die teuersten Gabeln finden sich durchweg in der günstigeren Preisgruppe. Cube, Focus, Moustache und YT verbauen Fox-Factory-Gabeln mit edler Kashima-Beschichtung. Doch eine Highend-Federgabel allein macht noch lange kein Top-Fahrwerk. Charakterbildend für die Bikes in diesem Test sind hauptsächlich die Hinterbauten und die Geometrien. Und hierüber lassen sich die Kandidaten viel eher clustern als über den Preis: Zur Gilde der Supersportler mit sehr spritzigen, aktiven Fahrwerken gehören Santa Cruz und Rocky Mountain, zu den schluckfreudigen Abfahrtspezialisten mit flachen Geometrien und satten Fahrwerken Specialized und Cube, zu den Kletterexperten mit sehr steilen Sitzwinkeln Simplon und Flyer, zu den komfortablen Touren-Allroundern Focus, YT, Moustache und Stevens.
Gewichte: E-Bikes von 22 bis 25 Kilo
Das Rotwild ist ein Wandler zwischen den Welten: unkompliziert auf Tour, wendig im Trail-Einsatz. Dabei profitiert das Bike auch vom geringsten Gesamtgewicht im Gruppenvergleich. 22,11 Kilo bringt das R.X 735 auf die Waage, den Gegenpol bildet das Flyer mit 24,97 Kilo – keine allzu große Spanne in einem Testfeld, in dem die Bikes bis zu 2700 Euro auseinanderliegen. Klar gibt es in Sachen Gesamtgewicht eine gefühlte Schmerzgrenze, viel entscheidender aber ist die Frage, wo die Pfunde sitzen. Besonders störend macht sich Übergewicht an den Laufrädern bemerkbar. Das zeigt sich vor allem am Stevens. Am Vorderrad haben sich die Hanseaten für einen 2,6er-Magic-Mary, am Hinterrad für Schwalbes E-Bike-Walze Eddy Current entschieden – das macht das Handling des Bikes spürbar schwerfälliger.
Foto: Max FuchsZwischen 22,76 (Santa Cruz) und 24,97 Kilo (Flyer) liegen die Gewichte der Bikes. Das Moustache (Foto) gehört mit 24,43 Kilo zu den schwereren Vertretern. Nicht ungewöhnlich für ein Bike mit Bosch-Antrieb.
Bewährte Modelle bei den Motoren
Große Unterschiede gibt es bei der Motorisierung der elf Kandidaten. Fünf Hersteller setzen auf das Bosch-Smart-System mit 750er-Powertube-Akku – eine sichere Bank in Sachen Leistung, Fahrgefühl und Reichweite. Allerdings zählen diese Bikes auch wieder zu den schwersten im Feld. Specialized verbaut standesgemäß den bewährten Brose, Rotwild, Santa Cruz und YT den Shimano. Aber Überraschung: nicht den neuen EP801, was man in dieser Preisliga erwarten dürfte, sondern noch den “alten” EP8. Das ist enttäuschend, denn das neue Shimano-Aggregat hatte jüngst im EMTB-Motorentest mit einem deutlichen Leistungsplus überzeugt. Immerhin: Bei Rotwild rollen schon die Nachfolgemodelle des R.X 735 mit EP801 in die Läden. Kommen wir zu den Exoten im Feld: dem Panasonic im Flyer und dem Dyname 4.0 im Rocky Mountain. Beide Aggregate liefern bei Leistung und Drehmoment Spitzenwerte und ermöglichen zügige Uphill-Rallyes.
Ein vielfältiges Testfeld bei den E-All Mountains
Große Vielfalt also im Feld der elf Highend-All-Mountain E-Bikes. Dass die Kandidaten punktemäßig dennoch dicht beisammenliegen, hat einen einfachen Grund: In unserem Punktesystem bewerten wir unterschiedliche Kriterien und Fahrdisziplinen, und in der Liga der Super-Allrounder sind viele davon ähnlich wichtig. Dass aber der stärkste Abfahrer nicht unbedingt der beste Kletterer oder das komfortabelste Touren-Bike ist, liegt auf der Hand. Insofern lohnt es sich, die Punktetabelle etwas genauer zu studieren. Und dabei können Sie sich ruhig etwas Zeit lassen, denn die Lager bei Herstellern und Händlern sind zurzeit gut gefüllt.
Fazit Josh Welz, Chefredakteur EMTB
Nüchterne Erkenntnis: In Sachen Ausstattung gehen die Hersteller erst im absoluten Highend-Bereich in die Vollen. Und der liegt meist bei fünfstelligen Preisen, also jenseits unserer Testgruppe. Die positive Nachricht: Über die Fahreigenschaften entscheiden nicht opulente Anbauteile, sondern Geometrien und Fahrwerke. Und die sind den hohen Preisen in diesem Testfeld absolut würdig. Besonders gefallen haben uns die spaßigen Abfahrtseigenschaften von Rocky Mountain, Santa Cruz und Specialized. Das Simplon klettert obendrein extrem gut und sichert sich durch seine Fahrstärke den Testsieg.
Foto: Markus Greber/SkyshotJosh Welz, Chefredakteur EMTB
Die Motoren der getesteten E-All-Mountain-Bikes im Vergleich
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Foto: Josh Welz
Akku-Lösungen der E-Bikes
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Foto: Josh Welz
Ausstattungen: die Highlights der Testgruppe
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Foto: Josh Welz
Gewichte im Vergleich
Teurer heißt nicht unbedingt leichter. Zumindest durchbricht das Santa Cruz die Phalanx der teuren Leichtgewichte. Dazu muss aber gesagt sein: Als wir das Heckler zum Test einluden, kostete es noch einen schlappen Tausender mehr. Aber das Komplettgewicht der Bikes sagt ohnehin nicht alles aus. Entscheidend ist nicht zuletzt, wo die Pfunde sitzen. Die leichten Laufräder des Specialized zum Beispiel machen sich im Trail-Einsatz sehr positiv bemerkbar, insbesondere, wenn man das Levo über die Unterstützungsgrenze beschleunigt. Einen Top-Job haben die Rotwild-Ingenieure gemacht. Trotz klassischer Akku-Integration stellen die Dieburger das leichteste Gesamtpaket – allerdings mit dem niedrigsten zulässigen Gesamtgewicht.
Foto: EMTB-Testabteilung¹Gemessen im EMTB-Labor in der getesteten Größe, Akku-Gewicht ggf. inkl. fest verschraubtem Cover. ²Satz mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben
Bike-Charakteristik
Fahrstabil und agil, das ist kein Gegensatz. Viele der Bikes in diesem Test schaffen es, diese Eigenschaften gut zu verbinden. Besonders positive Beispiele: Das Rocky Mountain Instinct Powerplay und das Santa Cruz Heckler. Beide Bikes gehören zu den spielerischen, wendigen Vertretern ihre Zunft. Trotzdem würden wir sie auch auf schnellen Downhill-Kursen, wo viel Fahrstabilität gefordert ist, in die enge Wahl nehmen. Das Cube Stereo Hybrid One55 gehört mit langem Radstand und sehr flachem Lenkwinkel zu den High-Speed-Spezialisten. Nicht umsonst landet es in unserem Top-Downhill-Ranking weit oben. Moderate Vertreter sind Stevens und Focus. Sie besitzen weder ausgesprochenen Spieltrieb noch spezielle Downhill-Gene und eignen sich am besten als Touren-Allrounder.
Foto: EMTB-TestabteilungBike-Charakteristik
Die Reichhöhe
Unsere standardisierten Reichhöhenwerte ermitteln wir in einem Feldtest. Mit Wattmesspedalen von Garmin schaffen wir einheitliche Bedingungen für alle Bikes. Mit einem Fahrergewicht (inkl. Ausrüstung) von 89 Kilo erklettern wir unseren Anstieg so lange, bis die Akkus komplett leer sind. Die angelegte Fahrerleistung von 150 Watt entspricht dabei einer moderaten Belastung. Wie gewohnt setzen sich die Bikes mit Boschs Powertube 750 deutlich an die Spitze. Diese Akkus sind überdurchschnittlich schwer, liefern aber ebenso überdurchschnittlich Energie. Die nominell ähnlich großen Batterien der Konkurrenz (700 bis 750 Wattstunden) schieben die anderen Bikes spürbar kürzer den Berg hinauf. Während die Bosch-Systeme bei dem mäßigen Fahrer-Input noch nicht ihre volle Leistung ausgeben, schiebt der Panasonic-Motor schon bei 150 Watt mit Vollgas. Trotz leichter Leistungsreduktion durch Derating fährt das Uproc X von Flyer die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit. Shimanos EP8 liefert ebenfalls schon seinen maximalen Schub – dieser fällt aber spür- und messbar geringer aus.
Foto: EMTB-TestabteilungReichhöhe der All Mountain Bikes im Test 2023
Erklärung: Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 89 kg. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung. Die Höhenmeter im gedrosselten Notlauf-Modus wurden bei niedrigem Akku-Stand mit sehr geringer Motorleistung deutlich langsamer absolviert. Die Ladeenergie zeigt, wie viel Wh nötig waren, um den vollständig entladenen Akku wieder komplett aufzuladen.
Foto: Adrian KaetherWattmesspedale von Garmin garantieren, dass der Fahrer-Input beim Reichhöhentest bei allen Bikes gleich hoch ist. Das garantiert einheitliche Testbedingungen.
Sonderfall Rocky Mountain
Der Dyname-4.0-Motor von Rocky Mountain war schon immer extrem kräftig. Doch anscheinend haben die Kanadier das Aggregat noch weiter gepimpt. Denn in seiner aktuellen Version schiebt der Antrieb schon bei mäßigem Fahrer-Input, wie den 150 Watt unseres Reichweitentests, sehr kräftig an. Die Folge: Den ersten Anstieg schießt das Instinct in Rekordzeit hinauf. Doch ab dem zweiten Lauf drosselt der Motor bald seine Leistung und wirft eine Hitzewarnung aus. Und das bei sanften 20 Grad Lufttemperatur. Gut: Die Anzeige im Display klärt die Situation sehr transparent.
Foto: Adrian KaetherHitzewarnung beim Dyname-4.0-Motor am Rocky Mountain: Den ersten Anstieg schießt das Instinct Powerplay in Rekordzeit hinauf. Im zweiten Anstieg drosselt er seine Leistung, weil er zu heiß wird.
Preis-Leistung
Klare Aussage: Die teureren Bikes sind nicht so viel besser, als dass sie den Preisnachteil von bis zu 2800 Euro in unserer Preis-Leistungs-Wertung wettmachen könnten. Im Gegenteil: Die nach Punkten besten Bikes – Simplon, Rocky Mountain und Specialized – landen auf der Skala etwas abseits vom Gruppenschnitt. Beim YT legen wir den Preis inklusive 720er-Akku an, denn so haben wir das Bike auch in der Praxis getestet. Den 720er-Akku muss man aber zusätzlich zum standardmäßigen 540er erwerben – im 7398 Euro teuren YT-Paket stecken also gleich zwei Akkus. Damit schiebt sich das Versender-Bike aus Forchheim auf unserer Preis-Leistungs-Skala auf die Pole-Position.
Foto: EMTB-TestabteilungYT: Günstiger Preis bei Top-Ausstattung
Punkte im Vergleich
Foto: EMTB-TestabteilungPunktetabelle All Mountain Bikes 2023
* Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.1 Mit 540- und 720-Wh-Akku
Klassenbeste: Unser Top-Ranking
Spezialist oder Universaltalent? Manche Kandidaten schaffen es gleich in mehreren Disziplinen ins Top-Ranking.
Top 3 Uphill
- Simplon Rapcon PMax CX
- Flyer Uproc X 8.70
- Moustache Samedi 29 Trail 9
Top 3 Downhill
- Specialized Turbo Levo Expert
- Santa Cruz Heckler S MX
- Cube Stereo Hybrid One55
Top 3 Trail
- Rocky Mountain Instinct Powerplay
- Rotwild R.X 735 Pro
- Santa Cruz Heckler S MX
Top 3 Tour
- Moustache Samedi 29 Trail 9
- Rotwild R.X 735 Pro
- Flyer Uproc X 8.70
Das sagen die Tester
Auf dem Trail zählt die beste Konstruktion
Mittelklasse-Parts an Bikes für fast 10.000 Euro? Das ist hart. Unsere Favoriten von Santa Cruz, Simplon und Rocky Mountain zeigen aber, dass die beste Konstruktion auf dem Trail mehr zählt als ein Factory-Fahrwerk oder eine elektronische Schaltung. Bikes mit deutlich besserer Ausstattung wie Cube und YT haben hier das Nachsehen. – Adrian Kaether, Testredakteur EMTB
Foto: Georg GrieshaberAdrian Kaether, Testredakteur EMTB
Muss das sein? Definitiv nicht! Aber...
Muss es ein E-MTB für 10.000 Euro sein? Definitiv nicht! Doch die Highend-Marken zeigen, dass sich der hohe Entwicklungsaufwand auch in den Fahreigenschaften widerspiegelt. Die gute Nachricht: Bei Specialized und Rocky Mountain gibt’s günstigere Alu-Varianten, die Fahrwerk und Geometrie von den Top-Modellen erben. – Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB
Foto: Adrian VesenbeckhFlorentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB
11 sehr gute All Mountains mit unterschiedlichem Charakter
Elf All Mountains, elf mal das Urteil sehr gut? Abfahrts-, Kletter- und Touren-Eigenschaften stehen sich halt manchmal im Weg – so gleichen sich die Gesamturteile an. Ein Blick in unsere Bewertungstabelle zeigt aber schnell, wie unterschiedlich die Charakteren in dieser Testgruppe sind und wo die Kandidaten ihre Stärken haben. – Josh Welz, Chefredakteur EMTB
Foto: Markus Greber/SkyshotJosh Welz, Chefredakteur EMTB
So testet EMTB
Einzeln betrachtet fahren sich viele E-Mountainbikes gut. Dramatische Schwächen sind in diesem Preisbereich schon gar nicht zu erwarten. Umso wichtiger sind ausgiebige Vergleichsfahrten. Denn erst im direkten Vergleich mit ähnlich gerüsteten Mitbewerbern zeigen sich entscheidende Unterschiede. Die Praxis-Vergleichsfahrten sind daher der Kern unseres Testsystems. Für diese Testgruppe sind drei erfahrene Testredakteure jedes einzelne Bike auf unterschiedlichen Strecken ausgiebig gefahren. Die Fahreindrücke werden in Testfragebögen dokumentiert und danach ausgewertet. Für das Fahrverhalten in der Praxis bekommen die Bikes auch die meisten Punkte im EMTB-Punktesystem. Je nach Einsatzbereich werden die Testkriterien dabei mit unterschiedlichen Faktoren versehen.
Doch wir wollen uns nicht auf unser Gefühl allein verlassen. Bei jedem Test beziehen wir unser hauseigenes Testlabor mit ein. Da viele Hersteller unterschiedliche Messmethoden nutzen, vermessen wir alle Geometriedaten nach unserem Standard – so schaffen wir eine optimale Vergleichbarkeit. Neben klassischen Werten ermitteln wir dabei auch spezielle Daten wie Bodenfreiheit oder Schwerpunkthöhe, die für E-MTBs besonders relevant sind. Unsere Feldtests mit aufwändiger Messtechnik und standardisierten Parametern geben Aufschluss über die Reichweite. Zu allen Motoren haben wir außerdem umfassende Leistungsdaten aus unseren Motoren-Labortests.
>> Mehr erfahren: Das neue EMTB-Testsystem im Detail <<
Testkriterien
Bergauf: Wie schlägt sich das E-MTB in schwierigen Anstiegen? Dabei trennen wir in die Bewertungskategorien Uphill steil und Uphill technisch. In der ersten Kategorie bewerten wir das Fahrverhalten an steilen Rampen. Abzüge gibt’s hier für ein früh steigendes Vorderrad, ungünstige Sitzposition und zu wenig Motorleistung oder Traktion. Bei der Wertung zu technischen Uphills geht es um Trails bergauf mit Hindernissen. Lässt sich das Bike gut steuern? Erzeugt das Fahrwerk Traktion, ohne zu tief einzusacken? Wie meistert das Bike enge Kurven und Stufen? Abzug gibt’s für schwer dosierbare Motoren, passive Sitzpositionen und gehäuft auftretende Kurbelaufsetzer.
Bergab: Wie in der Bergauf-Wertung trennen wir auch bergab in zwei unterschiedliche Kategorien. Trail flowig ist dem Fahrspaß gewidmet. Hier punkten handliche Bikes mit lebendigem und spritzigem Fahrverhalten. Abzug gibt’s für hohe (Laufrad-) Gewichte, träge Fahrwerke und zu laufruhige Geometrien. Bei Downhill ruppig geht es dagegen um Nehmerqualitäten in ruppigem Gelände und bei hohen Geschwindigkeiten. Hier zählen das Schluckvermögen des Fahrwerks, fahrsichere Geometrien und eine robuste Ausstattung.
Tour: In der Tour-Wertung kommt die Reichhöhe der Bikes zum Tragen, die wir in einem standardisierten Feldtest erkurbeln. In der Easy-Riding-Wertung geht es neben dem Fahrkomfort darum, ob auch weniger versierte Fahrer gut mit dem Bike zurechtkommen und wie unkompliziert sich das Bike bewegen lässt. Negativ werden abkippende Lenkungen und zu fordernde Geometrien gewertet.
Foto: Georg GrieshaberNach festen Parametern bewerten wir im Testlabor alle Bauteile.
Antrieb: Hier vergeben wir standardisierte Punkte, die wir für jeden Antrieb einzeln festgelegt haben. Bei der Power geht’s um Leistung und Drehmoment. Neben dem gefühlten Schub fließen aufwändige Labormessungen in die Wertung mit ein. Unter Dosierbarkeit bewerten wir das Fahrgefühl und Ansprechverhalten. Für ruppige oder unharmonische Unterstützung gibt es Abzüge. Unter Details gibt es Punkte für Displays und Remotes, deren Ergonomie und die jeweiligen Apps.
Qualität: Punkt eins ist die Ausstattung. Nach festen Parametern bewerten wir alle Bauteile, von Schaltung und Fahrwerk über co*ckpit und Tele-Stütze bis hin zu Laufrädern und Reifen. Unter Verarbeitung/Details schauen wir uns sowohl die handwerkliche Qualität des Rahmens an, als auch die Integration der Antriebsteile wie Akku und Speed-Sensor. Außerdem vergeben wir hier Punkte für das Gewicht, die Herstellergarantien und das zulässige Gesamtgewicht der Räder.
Das Fünf*ck: Welche Stärken und Schwächen und damit welchen Charakter ein Bike hat, zeigen wir auf einen Blick mit unserem Pentagon-Diagramm. Grundsätzlich gilt: je größer die rote Fläche, desto besser das Bike. Aber auch die Bewertung in den einzelnen Kriterien wird hier sichtbar. Die Kriterien passen wir dabei je nach Bike-Kategorie an. So werden wir den unterschiedlichen Anforderungen an Bikes unterschiedlicher Kategorien gerecht.
Foto: EMTB-TestabteilungDas EMTB Testdiagramm
Günstigere Alternativen
E-Mountainbiken ist kein günstiger Spaß. Doch einige Hersteller bieten deutlich preiswertere Alternativen zu den Modellen in unserem Test. Wo muss man Kompromisse eingehen.
Focus Jam² 6.9
Die 8er- und die 6er-Serie bei Focus sind sich bezüglich Motorisierung und Geometrie gleich. Doch die 8er-Modelle kommen mit Carbon-, die 6er-Modelle mit Alu-Rahmen. Die Kohlefaser-Liga bei Focus fängt mit dem 8.7 bereits bei 5999 Euro an, dann aber mit günstigerer Ausstattung. Und beim Akku muss man sich mit 625 Wattstunden begnügen. Die vielleicht besser Alternative: Das Top-Alu-Modell Jam² 6.9 kommt mit dem gleichen Fahrwerk wie das Highend-Modell in unserem Test, also edler Fox-Factory-Gabel und 750er-Powertube-Akku. Auch das ist immerhin 1340 Euro günstiger.
- MOTOR: Bosch Performance CX Smart
- AKKU: 750 Wh
- GEWICHT (laut Hersteller): 25,7 kg
- GABEL: Fox Float Factory Grip2
- DÄMPFER: Fox Float X Performance
- SCHALTUNG: Shimano XT
- PREIS: 7399 Euro >> hier erhältlich
Foto: FocusFocus Jam² 6.9
Stevens E-Inception 7.6.1 GTF
Über 2000 Euro günstiger ist das beste Alu-Modell aus der Stevens GTF-Modellserie, allerdings auch gut 1,5 Kilo schwerer. Mit 26 Kilo ist das Stevens dann ein echter Brocken, am Grundcharakter des Bikes ändert sich aber nichts: Auch das Alu-GTF ist ein ebenso gemütlicher wie souveräner Touren-Begleiter. Die Ausstattung ist günstig, aber funktionell. Abstriche macht man in Sachen Gabel: Statt der Lyric Select+ federt eine Yari. Außerdem muss man mit dem kleineren 625er-Bosch-Akku klarkommen. Der ist dafür leicht entnehmbar! Dazu NX-Schaltgruppe und Code-R-Bremsen von Sram.
- MOTOR: Bosch Performance CX Smart
- AKKU: 625 Wh
- GEWICHT: 26 kg
- GABEL: Rockshox Yari RC
- DÄMPFER: Rockshox Deluxe Sel.+
- SCHALTUNG: Sram NX Eagle
- PREIS: 5499 Euro >> hier erhältlich
Foto: StevensStevens E-Inception 7.6.1 GTF
Specialized Turbo Levo Alloy
Wie das Stevens hat sich auch das Alu-Levo im EMTB-Test bereits bewährt. Im Vergleich der All Mountains um 5000 Euro (EMTB 2/2023) heimste es den Trail-Tipp ein. „Super sicher und dennoch spaßig! Starker Antrieb und großer Akku bei ordentlichem Gewicht.“ So lautete das Fazit zum Turbo Levo Alloy. Ordentliches Gewicht heißt: 24,6 Kilo anstelle der 22,8 Kilo des Levo Expert in diesem Test. Freilich muss man auch Abstriche in Sachen Ausstattung machen. Am meisten schmerzt die günstige Rockshox-35-Gabel. Trotzdem ein gutes Paket!
- MOTOR: Brose Drive S Mag
- AKKU: 700 Wh
- GEWICHT: 24,6 kg
- GABEL: Rockshox 35 Silver
- DÄMPFER: Rockshox Deluxe Select R
- SCHALTUNG: Sram SX Eagle
- PREIS: 5000 Euro >> hier erhältlich
Foto: SpecializedSpecialized Turbo Levo Alloy
Moustache Samedi 29 Trail 5
Da auch das 7199 teure Moustache in diesem Test mit Alu-Rahmen kommt, macht man in dieser Hinsicht keine Abstriche. Wo also geht man Kompromisse beim 1200 Euro günstigeren Samedi ein? Beim Akku etwa: 625er- statt 750er-Powertube (mit 750er 6299 Euro). Die restliche Ausstattung ist eine echte Alternative: Die Marzocchi Bomber Z1 zum Beispiel bietet zwar nicht die Verstelloptionen, wie die 36er-Fox-Float-Factory im Trail 9, funktioniert aber hervorragend. Gruppenlose Shimano-Bremsen und einige Eigen-Parts sind ebenfalls zu verschmerzen – auch das Trail 9 ist schließlich nicht sehr prall ausgestattet.
- MOTOR: Bosch Performance CX Smart
- AKKU: 625 Wh
- GEWCHT (laut Hersteller): 24,4 kg
- GABEL: Marzocchi Bomber Z1 E
- DÄMPFER: Moustache
- SCHALTUNG: Shimano XT
- PREIS: 5999 Euro >> hier erhältlich
Foto: MoustacheMoustache Samedi 29 Trail 5
YT Decoy 29 Core 2
Das Einstiegsmodell Core 2 kommt mit Carbon-Hauptrahmen, allerdings einem Alu-Hinterbau. Und mit 540er-Batterie. Den 720er-Akku kann man für 899 Euro dazukaufen. Dann landet man halt doch bei knapp 6000 Euro und muss sich mit Shimano-Deore-Komponenten und günstigerem Rockshox Fahrwerk (Yari-RC-Gabel und Deluxe-Select-Dämpfer) zufriedengeben. Laut Hersteller liegt das Gewicht des Core 2 bei 23 Kilo mit der kleinen Batterie. In unserem Test in EMTB 3/2022 zeigte die Waage allerdings 23,9 Kilo. Mit dem 720er-Akku kommen noch mal 860 Gramm oben drauf.
- MOTOR: Shimano EP8
- AKKU: 540 Wh
- GEWICHT: 23,9 kg
- GABEL: Rockshox Yari RC
- DÄMPFER: Rockshox Deluxe Sel.
- SCHALTUNG: Shimano Deore
- PREIS: 4999 Euro + 899 Euro
Foto: YT IndustriesYT Decoy 29 Core 2
Rocky Mountain Instinct Powerplay A50
Die Kanadier gehören zu den image-trächtigsten Highend-Marken, entsprechend hochpreisig sind auch noch die günstigeren Modelle. Das beste Alu-Modell, das Alloy 70, läge beispielsweise bereits bei 7999 Euro*. So gesehen ist das Alloy 50 ein echter Schnapp. Geometrie, Motor und Akku sind identisch mit den Top-Modellen – das ist schon mal die halbe Miete. Allerdings muss der günstigere Rockshox-Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter auskommen. Freilich wird das Alu-Paket deutlich schwerer ausfallen.
- MOTOR: Rocky Dyname 4.0 MTB-Drive
- AKKU: 720 Wh
- GEWICHT: k. A.
- GABEL: Rockshox Revelation Select RC
- DÄMPFER: Deluxe Select+ R
- SCHALTUNG: Shimano SLX
- PREIS: 6999 Euro >> hier erhältlich
Foto: Rocky MountainRocky Mountain Instinct Powerplay A50
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